Das vierte Buch Mose – der Weg durch die Wüste

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Bild: Diogo Martins, Desert // Flickr (CC BY-NC-SA 2.0 Deed)

Nach dem Auszug aus Ägypten, dem Gesetz am Horeb und dem Bau der Stiftshütte im zweiten Buch sowie den Opferbestimmungen und der Einsetzung des Priestertums im dritten Buch bereiten sich im vierten Buch Mose die Israeliten nun auf die Wüstenwanderung vor, brechen schließlich vom Sinai auf, erreichen am Ende das Ostjordanland und stehen kurz vor dem Ziel: Kanaan, das verheißene Land im Westen.

Der HERR hat Israel befreit und dann nach seinem Willen erzogen, sein Volk zu sein. Israels Unglaube und Ungehorsam genauso wie Gottes Treue in der Wüste werden uns im Neuen Testament (in 1. Korinther 10) wieder vor Augen gestellt und gerade deshalb ist der Text auch heute noch relevant für uns Christen. Hier ein kurzer Überblick über das in Gemeinden leider eher vernachlässigte Mosebuch.

Am Horeb verweilt Israel von 2. Mose 19:2 bis 4. Mose 10:11 über einen Zeitraum von etwa einem Jahr. Zuvor waren sie ein Jahr lang dorthin gewandert, und demnach liegen ab 4. Mose 10 (bzw. 15) noch 38 Jahre Wüstenerfahrung vor ihnen. Ein langer Zeitraum und wichtiger Abschnitt in Israels Geschichte.

Das Buch beginnt – nur etwa drei Wochen vor dem Aufbruch – mit einer Volkszählung. Wieviele Israeliten zogen durch die Wüste? Während man allgemein entsprechend der gängigen Bibelübersetzungen von ca. 2,5 Millionen ausgeht, argumentiert Uwe Zerbst von der Studiengemeinschaft ‚Wort + Wissen‘ für etwa 40.000 Menschen. Auf die Diskussion gehen wir hier ein.

Es folgen die Lager- und Marschanordnungen sowie Bestimmungen für die Priesterschaft und den Gottesdienst. Die Zeichen des Aufbruchs vom Sinai: die Wolke und das Feuer, sowie Trompeten. (9:15-10:10) Gottes Führung – auch an den schlechten Tagen Israels – erinnert an den Hirten Jesus, der uns niemals verlässt. Die Trompeten waren damals Zeichen, und sie werden uns bei der Wiederkunft Jesu wieder Zeichen sein.

In der gebotenen Marschordnung zieht Israel in 10:11 gen Kadesch (20:1). Es folgt die Rebellion und das Murren aus dem Unglauben:

– die Klage in Taberah (11:1-3)
– die Gier in Kibrot-Hattaawah (11:1-35; vgl. 2 Mo 16:13)
– Rebellion gegen Mose in Hazerot (12:1-16; vgl. 2 Mo 18:2)
– Unglaube an das verheißene Land in Paran (13:1-14:45)

Aus dem Exodus selbst und den Gotteserfahrungen in 2. Mose 14-17 hat das Volk nichts gelernt. Stattdessen wollen sie zurück nach Ägypten in die Sklaverei. Sorgenfreies Essen und Trinken ist ihnen wichtiger als Gottesfurcht und Freiheit. (1 Kor 15:32)

Dem Unglauben folgen zur Strafe weitere 38 Jahre Leben als Nomaden in der Wüste. Das Gerichtswort in 14:22f. hebt die Geduld Gottes hervor: „zehnmal“ haben die Männer Gott bereits „versucht“. Die Rabbinen zählen auf:

1 – am Schilfmeer (2 Mo 14:11)
2 – in Mora (2 Mo 15:22ff.)
3 – in der Wüste Sin (2 Mo 16:2ff.)
4 – in Refidim (2 Mo 17:1ff.)
5 – am Sinai (2 Mo 32)
6 – in Taberah (4 Mo 17:1ff.)
7 – in Kibrot-Hattaawah (4 Mo 11:4ff.)
8 – in Kadesch (4 Mo 14:1ff.)
9 – in der Wüste Sin (2 Mo 16:20)
10 – in der Wüste Sin (2 Mo 16:27)

Trotz Zorn und Gericht bewahrt der HERR sein Volk und bleibt seiner Verheißung treu, indem er es weiterhin führt und mit Geboten auf das spätere Leben in Kanaan vorbereitet. (15:1-41) Doch es folgt wieder Rebellion:

– Korach gegen Mose und Aaron (16:1-17:5)
– die Gemeinde gegen Mose und Aaron (17:6-28)

Nachdem die Priesterschaft der beiden bestätigt ist, folgen Bestimmungen zur Versorgung der Priester. (18:1-24) Doch dann rebellieren selbst die Obersten – auch sie sind Sünder:

– Mose und Aaron beim Haderwasser (20:2-13)

Mit 20:14.22 beginnt der Aufbruch aus Kadesch ins Ostjordanland. Nach dem Sieg über den König von Arad murrt Israel wieder aus Mangel an gutem Essen. (21:4-9) Der Blick auf die eherne Schlange rettet sie ebenso wie uns der glaubende Blick auf Jesus heute.

Die Siege über die Könige Sihon und Og leiten den Siegeszug Israels über die gerichteten Völker ein. (21:21-35) Daran ändert auch Bileam nichts, der mit seinem teuflischen Rat Israel zur Unzucht verleitet. Seine Prophezeiung blickt über die Landeinnahme hinaus auf Jesus. (24:17-19)

Das vierte Mosebuch endet mit einer zweiten Volkszählung, Anordnungen über die Landverteilung und den Opferbestimmungen. Nicht eigene Gerechtigkeit, sondern Gottes souveräne Gnade und Treue beschenken das Volk mit dem verheißenen Land und Wohlstand. Und während Israel beschenkt wird, werden die sündigen Völker mitsamt ihren Götzen und ihrer Unzucht gerichtet durch Israel nach dem Willen Gottes.

Im fünften Buch Mose, Kapitel 8, erfahren wir mehr über die Gründe der harten Wüstenerfahrung Israels: „Und er demütigte dich und ließ dich hungern und speiste dich mit dem Manna, das weder du noch deine Väter gekannt hatten, um dich erkennen zu lassen, daß der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern daß er von all dem lebt, was aus dem Mund des HERRN hervorgeht.“ (5 Mo 8:3; vgl. Mt 5:4)

In 1 Korinther 10:13 lernen wir abschließend: „Gott aber ist treu; er wird nicht zulassen, daß ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern er wird zugleich mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen, so daß ihr sie ertragen könnt.“

Christen machen Wüstenerfahrungen. Lernen wir aus der Geschichte.