Die Sünden Jerusalems (Hesekiel 1-24)

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Bild: Denis Doukhan, Pixabay

Im Alter von 26 Jahren wurde Hesekiel im Südreich Israels gefangen genommen und nach Babylon geführt. Als Sohn eines Priesters wurde er dort mit 30 Jahren von Gott dazu berufen, gegen Jerusalem zu weissagen. Die babylonische Belagerung Jerusalems begann 588 v. Chr. und dauerte 2 ½ Jahre. Dann wurde die Stadt und der Tempel zerstört.

Wie konnte Gott das zulassen?

In den ersten Kapiteln des Hesekiel-Buchs hält der Prophet der jüdischen Nation ihre Sünden vor Augen. Die Folge der Sünde ist der Tod und Fluch, die Erfüllung von 5. Mose 28,15-69:

„Es wird aber geschehen, wenn du der Stimme des HERRN, deines Gottes, nicht gehorchst, sodass du alle seine Gebote und Satzungen nicht bewahrst und tust, die ich dir heute gebiete, so werden all diese Flüche über dich kommen und dich treffen: … Du wirst Söhne und Töchter zeugen und doch keine haben, denn sie werden in die Gefangenschaft gehen.“ (Verse 15 + 41)

Die Propheten predigten nicht gegen Mose, sondern in Übereinstimmung mit dem Gesetz. Und der Prophet Amos ergänzt später: „GOTT, der Herr, tut nichts, ohne dass er sein Geheimnis seinen Knechten, den Propheten, geoffenbart hat.“ (Amos 3,7) Es ist Gott, der Herr, der die Weltgeschichte bestimmt. Auch Hesekiel schreibt: „So spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich selbst will ein Schwert über euch bringen.“ (6,3) Gott lässt nicht nur zu, er ist sogar der Handelnde.

Aber warum? Das Volk sollte verstehen, warum sie leiden müssen. Und es sollte Gott erkennen und sein heiliges Wort und das Gesetz wieder achten. 77mal unterstreicht Hesekiel Gottes prophetische Warnungen mit dem Zusatz: „… und ihr werdet erkennen, dass ich der HERR bin.“ Wer dem Propheten gut zugehört hatte, für den war die Zerstörung Jerusalems keine Überraschung mehr. Die Frage ist also nicht, wie Gott so etwas zulassen konnte. Die Frage ist, was Israel Böses getan hatte:

Die Bibel spricht einleitend in Kapitel 2 und 3 allgemein von Widerspenstigkeit gegen das Gesetz (5,6) und Ungehorsam gegen Gott. In Kapitel 12,2 spricht Gott zu Hesekiel direkt: „Menschensohn, du wohnst inmitten eines widerspenstigen Hauses, das Augen hat zum Sehen und doch nicht sieht, Ohren zum Hören und doch nicht hört; denn sie sind ein widerspenstiges Haus.“ Und das Volk ist nicht nur einmalig widerspenstig, sondern verharrt in der Sünde (Kapitel 4 und 20), sogar seit dem Auszug aus Ägypten (20,8). Nun ist ihr Maß der Sünden voll (Jer 51,13; vgl. 1Mo 15,16; Mt 23,32). Was haben sie konkret getan?

Eine ausführliche Betrachtung würde ein Buch umfassen, hier müssen Stichworte genügen: vor allem Götzendienst (insbes. Kapitel 6-8 und 14), Treulosigkeit gegen Gott und Religionsvermischung (15,8; Kapitel 16+23+24), als Folge davon z.B. das Opfern der eigenen Kinder als Brandopfer (16,21; 20,26.31; 23,27). Außerdem Hochmut (7,20+24; 16,49), Blutschuld (7,23; 9,9; 11,6), Falschprophetie (12,21-13,23; 22,25).  Dazu Unbarmherzigkeit und Lieblosigkeit gegenüber den Bedürftigen (16,49), Verachtung der Eltern (22,7), Ehebruch (22,11) und kapitalistische Ausbeutung (22,12). Diese Auflistung ist nicht abschließend, es soll reichen.

Die Sünden waren konkret und auch die Sünder wurden bloßgestellt. Gott zeigt mit dem Finger auf konkrete Menschen: „Das sind die Leute…“ (11,2) und „Diese Männer…“ (14,3) Unter ihnen waren insbesondere die falschen Priester und Propheten (22,25f.), die in geistlicher Verantwortung standen und dieser nicht nachgekommen sind. Ihre Sünden führten zur Verunreinigung des Heiligtums (5,11) und so verließ die Herrlichkeit Gottes den Tempel (10,18) . Die Trennung von Gott aber bedeutet Gericht und Tod, hier die Zerstörung Jerusalems inkl. des Tempels. Die Wiederherstellung des Tempels ab Kapitel 40 ist Prophetie auf das Evangelium. Und wie die „Versiegelten“ damals gerettet waren (9,4), so die Christen auch heute (vgl. Offb 7,3).

Was lernen wir von Hesekiel? Deutschland ist ebenfalls widerspenstig gegen Gott. Ist das Maß der Sünden voll, wird es zum Gericht kommen. Unweigerlich. Das ist das Wort Gottes.

„So spricht GOTT, der Herr: Kehrt um und wendet euch ab von euren Götzen, und wendet eure Angesichter von allen euren Gräueln ab!“ – Hesekiel 14,6

Bild: Jerusalem, pixabay (CC0)