Macht des Staates wird durch Autorität Gottes beschnitten

Nero_Glyptothek_Munich

Der Politikwissenschaftler Walford Peterson glaubt, daß die Bibel vier große Gebiete nennt, auf denen die Macht des Staates durch die Autorität Gottes beschnitten wird:

1. Die Regierung darf nicht verlangen, daß ein Christ falsche Götter anbeten muß.

Die ersten Christen mußten ihres Glaubens wegen viele Verleumdungen und Verfolgungen erleiden, weil sie es ablehnten, den Kaiser anzubeten. Sie wollten wirklich gute Bürger sein, doch konnten sie den Erlaß, die heidnischen Götter und Cäsar anzubeten, nicht befolgen.

Nun darf man nicht glauben, daß die Römer tatsächlich von der Göttlichkeit Cäsars überzeugt waren. Die Vergötterung des Kaisers war aber ein wesentlicher Bestandteil der Propaganda über »die Herrlichkeit des römischen Imperiums«. Wie sonst sollte man ein solches Reich zusammenhalten? So war die Anbetung des Kaisers gelebter Nationalismus in anderer Gestalt.

Im Alten Testament widersetzte sich Daniel dem Befehl des Königs und wurde zu dessen Leidwesen in die Löwengrube geworfen. Es lohnt sich, diese Stelle noch einmal aufzuschlagen und nachzulesen, was Daniel sagte, als König Darius am Morgen nach seinen Überresten schauen wollte: »Oh, König, du sollst ewig leben!« Petrus sagt Jahrhunderte später: »Ehret den Kaiser!«

2. Die Regierung darf die Verkündigung des Evangeliums nicht einschränken.

Als Petrus vor dem Hohen Rat stand und den »richterlichen Befehl« der römischen Machthaber, der ihm untersagte, zu predigen, gehört hatte, entgegnete er: »Ich muß Gott mehr als den Menschen gehorchen« (Apg 5,29).

3. Die Regierung ist an allgemeingültige moralische Gesetze gebunden.

In Römer 13 und 1. Petrus 2 sprechen die Apostel davon, daß die Regierung das Gute fördern und das Böse unterdrücken soll. Die Christen werden ermahnt, die Gesetze eines Landes nicht zu verletzen. Für ihr gesetzestreues Verhalten können sie nicht bestraft werden. Doch was ist, wenn sich die Regierung nicht korrekt verhält? Was geschieht, wenn die Polizei plötzlich in ihrem Übereifer Fehler begeht? Was passiert, wenn sich die eine Regierung entschließt, ein anderes Land zu »übernehmen«? Wo bleiben da die Menschenrechte und der Wert des einzelnen?

Die Bibel erzählt uns eine erstaunliche Geschichte. Das Baby Jesus wurde nämlich durch einen »Akt staatsbürgerlichen Ungehorsams« in Sicherheit gebracht. Zuerst gaben die Weisen aus dem Morgenland Joseph einen »Tip«, daraufhin floh er und Maria mit dem Kinde nach Ägypten und widersetzten sich so dem Gebot des Herodes. Bei Mose lag die Geschichte ähnlich. Seine Mutter trickste die ägyptische Regierung aus, ließ das Kind in einem Korb am Nilufer zurück, wo es von der Tochter des Pharaos gefunden wurde, und rettete so sein bedrohtes Leben. (Lies 2. Mose 1,15-24)

4. Die Regierung darf ihre Grenzen nicht überschreiten,

indem sie etwa die Rechte der Gemeinden und der Familien angreift.

Mit anderen Worten: Es gibt neben dem Staat noch andere Institutionen, die von Gott eingesetzt worden sind und dem Menschen zum Guten dienen sollen. Gleichberechtigt mit der Regierung nennt die Bibel die Gemeinde (Mt 16,15-18) und die Familie (2. Mose 2,24 und Hebr 13,4). Die Gemeinde ist auf ihren eigenen Bereich beschränkt, und es steht ihr nicht zu, die Handlungen der Regierung zu bestimmen. Gleichzeitig gewährt der Staat Religionsfreiheit. Wenn dieses Arrangement außer Balance gerät – im Mittelalter hatte zum Beispiel der Staat die Kontrolle über die Kirche -, sind Probleme nicht weit.

Gott scheint uns in der Frage des »staatsbürgerlichen Ungehorsams« mehr Freiheiten zu geben, als uns manchmal lieb ist. Die Bibel gibt uns keine fertigen Antworten, etwa zum Thema Militär und Kriegsdienstverweigerung, aber sie enthält einen gottgewollten Ausgleich, der beide Seiten mit einbezieht. Jeder Christ sollte die Verantwortung Gott und dem Nächsten gegenüber höher stellen, als die Verantwortung gegenüber dem Staat und darauf achten, welche Ergebnisse diese Handlungsweise bringt.

 

– Quelle: Ridenour, „Wieder mal frustriert?“, S. 149ff. // Bild: Kopf des Nero (reg. 54-68 n. Chr.)