Begegnung mit den Verfolgten: Leistung oder Opfer?

Lamm

Ich brauche die Begegnung mit den Verfolgten, weil… sie mich daran erinnern, dass Gott sein Reich nicht aufgrund meiner Leistungen baut, sondern auf meinen Opfern.

Ich lebte in Los Angeles, wo ich mich immer mit einer Schlüsselfrage beschäftigte – lebe ich gemäß meinem Potential? Überall wo ich hinging war ich umgeben von Werbung, die mir sagte, dass ich nicht genug verdiene, dass ich eine „Gesinnungstransplantation“ brauche. Auf der Suche nach mehr Erfolg machte ich mir darüber Gedanken, ob ich nicht mehr Kurse und Seminare belegen sollte.

Alle meine Freunde waren Schauspieler und Schauspielerinnen und in ihrem Bestreben die Aufmerksamkeit der Filmproduzenten zu erwecken, arbeiteten sie in Teilzeitjobs in der vergeblichen Hoffnung, dass sie eines Tages entdeckt würden. Ich wurde fast depressiv, wenn ich sah wie andere Erfolg hatten, während es mir schien, dass ich in meiner Karriere auf der Stelle trete. Mit anderen Worten, ich fühlte mich ohne Erfüllung in meinem Leben.

Aber ist es wirklich das Ziel meines Lebens mein Potential zu maximieren? Ein Besuch bei der verfolgten Kirche heilte mich von dieser Idee. Die Tatsache wurde mir deutlich, dass das eigene Potential voll auszuschöpfen nicht wirklich das Ziel des Lebens sein kann, denn nur wenige haben die Möglichkeit dazu!

Seht euch die Millionen von Christen in den Hausgemeinden in China an. Alle leben sozusagen ein Leben, das sie betrügt. Sie haben keine Wahl. Wegen ihres Christseins, wurde vielen der Zugang zu guter Bildung verwehrt oder sie werden daran gehindert, vielversprechende Karrieren anzutreten. Ich saß in einer Hauskirche in einer ländlichen Gegend von China. Dort waren 70 Christen und ich fragte mich:

„Wie viele großartige Wissenschaftler, Musiker oder Philosophen könnten hier sein, aber sie selbst und auch die Welt wird dies niemals erfahren, denn sie hatten keine Chance zu studieren, Algebra zu lernen oder ein Musikinstrument in der Hand zu halten? Würde Gott wirklich eine Welt erschaffen, wo nur eine kleine Minderheit ihr Lebensziel erreichen kann und der Rest von uns zu lebenslanger Frustration verurteilt ist?“

In jener Nacht studierten wir den 1. Petrusbrief und während wir Kapitel 2 Vers 5 lasen, ging mir plötzlich etwas auf. Dort heißt es „und auch ihr, lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Schlachtopfer darzubringen, Gott wohlannehmbar durch Jesus Christus.“

Das traf mich: Gott macht jedes Leben, das ihm hingegeben ist, zu einem lebendigen Stein in seinem Tempel. Das ist der Grund, warum wir leben. Das ist der Sinn für alles. Wir wurden alle gemacht, um Steine in seinem geistlichen Tempel, seinem ewigen Reich zu sein. Und jeder bekommt die Chance solch ein lebendiger Stein zu werden, einfach dadurch, dass er sein Leben ihm hingibt. Wir sind Priester, weil wir ein Opfer darbringen. Dieses Opfer ist das einzige, was wir bringen können – welches unser Leben ist.

Und darin finden wir den Sinn und das Ziel, warum Gott die Welt gemacht hat – um sich ein Reich von Anbetern zu bauen. Keiner bleibt ohne Lebensziel, denn Gott baut sein Reich auf unserem Opfer, nicht auf unseren Leistungen. Wir sind Priester, die ihr Leben opfern und so zu lebendigen Steinen werden. Wenige von uns haben die Möglichkeit etwas zu leisten. Aber alle von uns haben die Möglichkeit Jesus das Opfer ihres Lebens hinzugeben. Was für ein wunderbarer Ausgleich.

Jedes Mitglied dieser Hausgemeinde, unabhängig davon wie unwissend, arm oder beruflich ohne ein befriedigendes Ziel, war ein lebendiger Stein im Reich Gottes. Der alte Mann in der Hausgemeinde, dessen Rücken krumm ist von der Arbeit in den Reisfeldern, ist ein lebendiger Stein. Die Frau, deren Baby ihr während der Kulturrevolution weggenommen wurde, weil sie Christ ist, ist ein solch ein lebendiger Stein.

Aber auch ich bin ein lebendiger Stein. Niemand vergeudet sein Leben, der es Jesus hingibt. Er ist in eine ewige Struktur – dem Reich Gottes – eingepflanzt und darf sich immer darüber freuen. Sicherlich, von Zeit zu Zeit frage ich mich immer noch, ob ich genug aus meinem Leben mache. Aber ich bin darin mehr entspannt als früher. Gott hat mich zu einem lebendigen Stein gemacht und ich brauche mir keine Sorgen mehr zu machen. Auch wenn ich irgendwelche Leistungen aufzuweisen hätte, würden sie bald vergessen sein.

Gott sei Dank, dass er unser Opfer annimmt, denn so hat jeder die Möglichkeit, Erfüllung im Leben zu finden, nicht nur diejenigen die etwas leisten. Vertraue Gott, dass er jeden mit einbezieht. Im Reich Gottes gibt es keine Examen oder Eliten.

Die leidende Kirche lehrte mich dies.

Quelle: Open Doors