Was kann man von einem Buch über Kindererziehung aus dem 18. Jahrhundert erwarten? Ich war gespannt, und begann ziemlich spät nachts, so kurz nach 1 Uhr, mit der Lektüre.
„Grundregeln biblischer Erziehung“ als Untertitel gab mir Orientierung und ich stellte mich auf einige kurz gefasste Hauptaufgaben in der Erziehung ein. Der Autor gibt 17 Grundregeln weiter, die er zu den Wichtigsten zählt. Er leitet ein mit den Worten:
„Lehne meine Ratschläge nicht ab, weil sie ungeschminkt und einfach sind. Verachte sie nicht, weil sie nichts Neues enthalten. Sei gewiss: Wenn du Kinder für den Himmel erziehen willst, solltest du diese Ratschläge nicht leichtfertig über Bord werfen.“ (S.12)
Ein Mann der klaren Worte. Trotzdem hat man nicht den Eindruck der Pauschalisierung und Vereinfachung dieses so anspruchsvollen Themas.
Die ersten vier Regeln betreffen das „Wie“ in der Erziehung. Regeln fünf bis elf beschreiben den Inhalt des Lehrens wie z.B. das Gebet, regelmäßiger Gottesdienstbesuch oder das Nutzen der Zeit. Zum Schluss geht Ryle wieder auf sechs „Wie´s“ ein. Immer wieder betont er die Verantwortung der Eltern für die Seelen der Kinder. Bei allem was die Eltern tun, darf der Blick von der Seele des Kinder nicht abschweifen. Er vergisst aber auch nicht, dass auch die beste Erziehung nicht zwangsläufig zu gottesfürchtigen Nachfolgern führt.
„Aber genauso weiß ich, dass Gott bestimmte Maßnahmen und Mittel verordnet hat, und ich bin ganz sicher: Wenn du diese Mittel vernachlässigst, dann ist es unwahrscheinlich, dass deine Kinder wohl geraten.“ (S. 74)
Die Sprache gefällt mir gut. Der Text wurde bei der Übersetzung nur leicht dem aktuellen Sprachgebrauch angepasst. Ich war nach einer knappen Stunde durch…
Der Verlag schreibt über den Autor: Der begabte und beliebte Autor und Prediger John Charles Ryle (1816 – 1900) war anglikanischer Bischof und Vater von fünf Kindern. John Charles Ryle gehört eher zu den unbekannten Autoren unter Christen. In den letzten Jahren sind aber mehrere seiner Bücher neu aufgelegt worden.
Ich hatte zuerst ein wenig Bedenken bei so einem alten Buch. Wird nicht immer wieder der Eindruck vermittelt, dass Erziehung früher vor allem „herrschen“ und „Machtausübung“ bedeutete? In diesem Buch fand ich alles andere als Bestätigung für diese Ansicht. Jede Grundregel zeigte mir die Liebe und Konsequenz, die der Autor wohl bei seinen Kindern anstrebte, und allen christlichen Eltern empfiehlt.
Es ist vor allem ein Buch für Eltern, die nicht so gerne lesen. Wunderbar kurz und knapp geschrieben ist es als Einstieg in die Kindererziehung hervorragend geeignet.
– Alexander Rempel, ceBooks.de