
(c) Eduard Bendemann – Jeremiah seated in the Ruins of Jerusalem, 1837
Etwa 20 Jahre alt war Jeremia, als er von Gott berufen wurde. Über 40 Jahre lang predigte er, gegen die politische Führung und gegen die falschen Propheten. Er legte Sünden offen und prophezeite die Kapitulation und Gefangenschaft des eigenen Volkes, trotz der „Sicherheit des Tempels“ und trotz jeglichen (Schein-)Friedens. Dreimal wurde er wegen seines Dienstes gefangen genommen, beim dritten Mal sah er tief unten im Schlamm einer Zisterne seinem Tod entgegen. Er ließ seine Prophetien vorlesen, doch seine Schriftrolle wurde vom König zerrissen. Man fragte ihn ausdrücklich nach Gottes Wort und Weisung – Jeremia prophezeite und die Zuhörer taten das Gegenteil. Er lebte einsam und unverheiratet. Er verzweifelte an seinem Dienst und an seinem Leben. Doch Jeremia blieb Gott treu bis in den Tod.
Aber der Reihe nach.
Jeremia lebte in Juda, im Südreich des heutigen Israel. Sein Dienst begann ca. 627 v.Chr. zu einer Zeit relativen Wohlstands und politischer Ruhe. Assyrien hatte nur das Nordreich besiegt. Samaria ging 722 v.Chr. unter, Jerusalem aber blieb verschont. Propheten predigten Buße sowohl im Nord- als auch im Südreich, doch viel hatte man auch im Süden nicht gelernt. König Josia versuchte im Süden eine religiöse Reform, aber die blieb nur oberflächlich. Das Volk sündigte weiter und reizte Gott zum Zorn, z.B. mit ihrem Götzendienst. „Darum…“, prophezeite Jeremia immer wieder: „Darum wird Gott euch richten und Babylon euch töten und gefangennehmen.“ (nach 5,19; 9,11f.; 13,22; 16,10f.; 22,8f.; 30,14f.; 32,23; 44,3 u.v.a.)
Jeremia hat gelitten unter seiner Berufung: „Wehe mir, meine Mutter, dass du mich geboren hast, einen Mann, mit dem jedermann streitet und zankt im ganzen Land! Ich habe nichts ausgeliehen, und sie haben mir nichts geliehen, und doch fluchen sie mir alle!“ (15:10)
Seine Botschaft war nicht attraktiv. Jeremia klagte an, sprach das Gerichtsurteil und prophezeite 70 Jahre Gefangenschaft in Babylon. Wer überleben wollte, sollte sich ergeben und gefangen nehmen lassen. Die Obersten aber wollten kämpfen. Erst 586 v.Chr. erfüllte sich, was Jeremia jahrzehntelang vorhergesagt hatte – Jerusalem wurde erobert. Bis dahin unterstellte man ihm „falsche Prophetie“ und „Kollaboration“. Doch Jeremia blieb klar in dem, was er predigte.
Nach 70 Jahren kamen die Perser und Babylon wurde gerichtet. Auch das prophezeite Jeremia. Gegen Babylon, gegen Ägypten, gegen die Philister, gegen die Moabiter, gegen die Ammoniter, gegen die Edomiter, gegen Damaskus u.v.a. Gott wird richten.
Über Züchtigung und Gericht hinaus leuchtet mittendrin das Evangelium auf. Gott wird wiederherstellen, heilen und Frieden schenken. Im neuen Bund, heute erfüllt in Jesus Christus:
„Und ich will einen ewigen Bund mit ihnen schließen, dass ich nicht von ihnen ablassen will, ihnen wohlzutun. Und ich werde die Furcht vor mir in ihr Herz geben, damit sie nicht mehr von mir abweichen, und damit ich mich über sie freuen kann, ihnen wohlzutun; und ich werde sie einpflanzen in dieses Land in Wahrheit, mit meinem ganzen Herzen und mit meiner ganzen Seele.
Denn so spricht der HERR: Wie ich all dieses große Unheil über dieses Volk gebracht habe, so will ich auch alles Gute über sie bringen, das ich über sie rede.“ – Jeremia 32:40-42
Die Geschichte Israels wurde weiter geschrieben und hält bis heute an. Jeremia hat zu seinen Lebzeiten den Neuen Bund nicht mehr erlebt. Die Überlieferung sagt, er sei in Ägypten von seinen Landsleuten gesteinigt worden. Mit seinem prophetischen Dienst blieb er Gott treu bis in den Märtyrertod. „Darum…“ wird Jeremia die Krone des Lebens bekommen.
„Sei getreu bis in den Tod, so werde ich dir die Krone des Lebens geben!“ – Offenbarung 2,10