„Loslassen“ von Reinhold Ruthe ist eine Befreiung für so manche getriebene Seele. Weil das Buch so wertvoll ist, fassen wir es zusammen. Es wird dennoch empfohlen, das Buch zu kaufen. Es sind nur 64 Seiten, leicht an einem Abend zu lesen. Aus seelsorgerlicher Sicht ein wahrer Schatz. Ruthe schreibt über falsche Erwartungen, Sorgen, Kinder, Ehrgeiz, Vergebung, Fehlziele, Stress und Hektik. Lassen wir uns korrigieren. Lassen wir los.
Erwartungen loslassen
Wer erwartet, der liebt nicht, sondern fordert. Erwartung stellt sich selbst in den Mittelpunkt. Andere sollen das tun, was man erwartet. Wird das nicht erfüllt, will man herrschen und manipulieren. Funktioniert auch das nicht, zieht man sich frustriert, beleidigt und verbittert zurück.
Wer liebt, erwartet nichts vom anderen. Liebe stellt den anderen in den Mittelpunkt. Andere brauchen nicht das zu tun, was man erwartet. Liebe ist bedingungslos und liebt auch dann, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden. Loslassen von Erwartungen befreit zur Liebe. „Liebe ist ein Geschenk, keine Forderung. Liebe geschieht freiwillig, ohne Zwang.“ (S.12)
Sorgen loslassen
Wer auf Gott vertraut, kann seine Sorgen bei ihm abgeben und loslassen. Wer seine Sorgen festhält, hat kein Vertrauen zu Gott. Wenn Gott uns zuruft „Sorgt nicht!“ (Mt 6,25), dann sind alle Sorgen unbegründet. Wer sich sorgt, schaut selbstherrlich in den Spiegel und nicht auf Gott.
Sorgen sind praktizierter Unglaube.
Kinder loslassen
Gesunde Ehen können ihre Kinder loslassen. Kranke Ehen sind gespalten und klammern sich an die Kinder. Kinder aus kranken Ehen bleiben umklammert und klammern später ihre eigenen Kinder. Losgelassene Kinder leben befreiter. „Unsere Kinder ziehen lassen, eigene Wege und eigene Erfahrungen machen lassen, ist für uns Eltern eine wichtige Lebensaufgabe.“ (S.23)
Ehrgeiz loslassen
Der Ehrgeizige will vorne sein, weil er sich abgehängt fühlt. Er fühlt sich nur dann geliebt, wenn er gelobt wird. Den anderen kann er nicht lieben, weil er Konkurrent ist. Der Ehrgeizige ist ichbezogen. Gestresst strebt er stets nach Idealen, die er nie erreichen wird. Weil seine Ziele unerreichbar sind, gibt er entmutigt auf und zieht sich in seine Traumwelt zurück. Der Durchschnitt ist ihm nicht genug. Ehrgeiz ist Eitelkeit und Sünde. (Gal 5,26) Loslassen führt zur Freude an der Arbeit, Gelassenheit und Entspannung. Leben, Freundschaften, Beziehungen und Wohlbefinden werden wieder wichtig.
„Der Ehrgeizige muss powern, sich überfordern, konkurrieren, das Letzte aus sich herausholen. Wer sagt ihm, dass er das muss? Gott sagt es ihm nicht.“ (S. 28)
Loslassen und Vergeben
Wer nicht vergeben kann, ist nicht beziehungsfähig. Vergebung bedeutet, den Verletzer loszulassen und ihm seine Sünden zu verzeihen. Wer nicht verzeiht, lebt im Krieg und verschlimmert den Konflikt. Andere werden hineingezogen. Das eigene Herz ist vergiftet und stirbt schließlich.
Wer vergeben kann, wird froh. Es entsteht Friede, Ruhe und Gelassenheit.
Falsche Ziele loslassen
Jeder Mensch hat Ziele, Lebensstile und Grundüberzeugungen. Der eine ist ehrgeizig, der andere lässt sich treiben, aber alle gehen einem Ziel entgegen und jeder trifft seine Entscheidungen.
Falsch ist,
(1) es allen Menschen recht machen zu wollen,
(2) Problemen stets aus dem Weg zu gehen,
(3) anderen stets die Schuld zu geben,
(4) aus Steinchen Felsbrocken zu machen,
(5) sich die Liebe Gottes verdienen zu wollen.
Verhaltensmuster sind antrainiert, aber mit der Hilfe Gottes können wir loslassen.
Stress und Hektik loslassen
Wir haben Lärmstress, Verkehrsstress, Schulstress, Berufsstress, Wettbewerbsstress, Altersstress, Ehestress, Leistungsstress, optischen und akustischen Stress, Konfliktstress und Ehrgeizstress. Unser Stressmechanismus ist ein gutes, vom Schöpfer gewolltes und lebensförderndes Schutzsystem. In der heutigen Zeit ist es viel zu vielen Reizen ausgesetzt und völlig überfordert. Was einmal gut war, funktioniert heute nicht mehr gut. Wir haben zu viel Stress, werden krank und brechen zusammen.
Stress muss als negativ erkannt, verurteilt und aktiv bekämpft werden. Stress ist kein Vorzeigeetikett. Ehrgeizige Ziele verursachen Stress und müssen korrigiert bzw. losgelassen werden. Stress ist selbst verschuldet. Wir beten, dass Gott uns von Stress befreit, sind aber getrieben von Ehrsucht, Eitelkeit, Konkurrenzstreben und Arbeitssucht. Beten wir um Befreiung von falschen Überzeugungen.
Ein guter Entstresser ist die Askese – der Verzicht, Selbstkontrolle, Pausen, Ruhe und die Auswahl bzw. Konzentration auf das Wesentliche. Askese stärkt die Widerstandskräfte und macht immun gegenüber Reizungen und Überforderung des Leibes und der Seele. „Askese bedeutet, auf alles zu verzichten, was gegen die Ordnung von Leib und Seele gerichtet ist.“ (S 46)
Wege zur Gelassenheit
„Gelassenheit lässt sich nicht erzwingen. Sie ist auch nicht mit gutem Willen herbeizuzaubern. Gelassenheit ist keine Leistung. Sie ereignet sich ohne Anstrengungen. Keine Energie ist erforderlich, wenn der Mensch loslassen kann. Wer klammert, sich anstrengt, mit Ehrgeiz und Spannung Ziele verfolgt, wird Gelassenheit vermissen. Gelassenheit heißt, alles aus Gottes Hand zu nehmen – Gutes und Schlechtes, Erfreuliches und Leidvolles. Gelassenheit ist keine Resignation, sie beinhaltet Bejahung des Willens Gottes.“ (S. 53)
„Gelassenheit ist der reinste Ausdruck seelischer Gesundheit. Wer gelassen ist, hat die höchste Stufe des Menschseins und der Weisheit erreicht.“ (Peter Lauster, zitiert auf S. 55)
„Ein gelassenes Herz ist das Leben des Leibes, aber Eifersucht ist Fraß in den Gebeinen.“
(Sprüche 14,30)
„Besser eine Handvoll Ruhe, als beide Fäuste voll Mühsal und Haschen nach Wind.“
(Prediger 4,6)