Warum C.S. Lewis keine Zeitung liest

papierschiff

Ich sagte letztlich zu meinem Land: »Du sollst mich an einem bestimmten Tag bekommen, aber nicht vorher. Ich werde in deinen Kriegen sterben, wenn es sein muß, aber bis dahin werde ich mein eigenes Leben führen. Du kannst meinen Körper haben, aber nicht meinen Geist. Ich werde an Schlachten teilnehmen, aber nicht über sie lesen.«

Wenn diese Einstellung eine Entschuldigung erfordert, muß ich sagen, daß ein in der Schule unglücklicher Junge unvermeidlicherweise lernt, die Zukunft auf ihren Platz zu verweisen; finge er erst einmal an, das kommende Trimester in die gegenwärtigen Ferien einsickern zu lassen, müßte er verzweifeln. Außerdem war der Hamilton in mir stets vor dem Lewis auf der Hut; von diesem selbstquälerischen Temperament hatte ich genug gesehen.

Doch selbst wenn die Einstellung richtig ist, hat doch die Eigenschaft in mir, durch die sie mir so leicht wurde, etwas Abstoßendes an sich. Doch auch angesichts dessen bringe ich es kaum über mich, es zu bereuen, daß ich der entsetzlichen Verschwendung von Zeit und Geist entgangen bin, die es bedeutet hätte, wenn ich die Kriegsberichte gelesen oder mich anders als künstlich und pro forma an Gesprächen über den Krieg beteiligt hätte.

Ohne militärische Kenntnisse oder gute Landkarten Berichte über Kämpfe zu lesen, die verfälscht wurden, bevor sie den Divisionsgeneral erreichten, weiter verfälscht wurden, bevor sie ihn wieder verließen und dann durch die journalistische »Aufbereitung« völlig unkenntlich gemacht wurden; sich zu bemühen, etwas zu verstehen, was schon am nächsten Tag nicht mehr stimmen würde; auf Grund unsicherer Informationen intensiv zu fürchten und zu hoffen; das ist sicherlich ein schlechter Gebrauch des Verstandes.

Selbst in Friedenszeiten haben, glaube ich, diejenigen Unrecht, die sagen, daß man Schuljungen dazu anhalten sollte, die Zeitungen zu lesen. Fast alles, was jemand als Junge dort liest, wird sich als falsch gewichtet und interpretiert, wenn nicht sogar als sachlich falsch herausstellen, bevor er zwanzig ist, und das meiste wird alle Bedeutung verloren haben.

Das meiste von dem, woran er sich erinnert, wird er also wieder verlernen müssen; und daneben hat er sich wahrscheinlich eine unheilbare Neigung zur Vulgarität und zur Sensationslust angeeignet, sowie die fatale Gewohnheit, von Artikel zu Artikel zu springen, um zu erfahren, daß eine Schauspielerin sich in Kalifornien habe scheiden lassen, daß in Frankreich ein Zug entgleist und in Neuseeland Vierlinge geboren worden seien.

– Quelle: C.S. Lewis, „Überrascht von Freude“, S. 192 // Bild: ©pixabay (CC0 1.0)