Begegnung mit Verfolgten: Der Tod verliert seinen Stachel

Stachel

Ich brauche die Begegnung mit den Verfolgten … weil sie mir helfen, die Angst vor dem Tod zu verlieren.

Es gibt ein bekanntes Buch, genannt „Die Verneinung des Todes” von Ernest Becker. Er behauptet, dass die ganze westliche Welt wie ein riesiger Spielplatz ist, um uns von der Tatsache abzulenken, dass wir alle eines Tages sterben müssen. Du kannst alles denken, nur nicht, dass du eines Tages sterben musst. Sich auf das Sterben vorzubereiten, wird als etwas Krankhaftes angesehen. Wir arrangieren es so, dass unsere Alten draußen in Altersheimen und Krankenhäusern sterben, und somit weg aus unserem Blickfeld. Unsere Unterhaltungsindustrie spricht nie davon. Große und multinationale Unternehmen sind damit beschäftigt Produkte zu produzieren, die uns versprechen die Effekte des Älter-Werdens von uns zu nehmen, angefangen von der Anti-Falten-Creme bis hin zu Schönheitsoperationen.

Moderne Leute denken, dass es keine größere Tragödie gibt, als zu sterben, bevor man alt ist. Ich erinnere mich, als Prinzessin Diana im Jahr 1997 umkam, sagten meine Freunde völlig ungläubig zu mir: „Wie kann sie im Alter von 36 Jahren sterben? Niemand sollte bereits im Alter von 36 Jahren sterben.“ Es ist unvermeidlich, wenn wir Angst davor haben, dem Tod ins Auge zu sehen, endet dies darin, dass wir zum Sklaven des Todes werden. Auch Christen sind dabei nicht anderes als andere Menschen und haben Angst vor dem Tod. Aber eine Begegnung mit den Verfolgten kann in einem langen Weg diese Furcht wegnehmen.

Während den 20 Jahren, in denen ich über die Verfolgte Kirche berichte, habe ich buchstäbliche Hunderte von Christen interviewt, die dachten, sie würden um ihres Glaubens willen sterben. Alle von ihnen – und ich meine wirklich alle – zeigten zwei erstaunliche Kennzeichen: Erstens, als sie spürten, dass sie dem Tod nahe waren, erlebten sie unaussprechlichen Frieden und Freude inmitten von Leid und Schmerzen. Zweitens, sie waren sehr überrascht, dass sie keine Furcht vor dem Tod spürten.

Da ist zum Beispiel Pastor You Yong, der eine Gemeinde etwas außerhalb von Madiun, in Indonesien, leitet, und von islamischen Extremisten entführt wurde. Darüber verärgert, dass seine Kirche voll von ehemaligen Muslimen war, überschütteten die Extremisten ihn mit Fragen, und versuchten ihn zu provozieren, sodass er sie angreifen würde. Sie schlugen ihn und schließlich hielten sie eine Machete an seine Gurgel. Er dachte, er würde sterben. Aber was passierte innerlich in Pastor You und war tiefer als alle Furcht? Er beschreibt es so:

„Ich war überrascht, aber während der Tortur fühlte ich einen unbeschreiblichen Frieden. Ich war auch überrascht über die Antworten, die ich ihnen geben konnte. Der Bibelvers bewahrheitete sich: ‚Wenn sie euch vor Gericht stellen, macht euch keine Sorgen, was ihr sagen sollte, denn wenn die Zeit kommt, wird es euch gegeben werden, was ihr sagen sollt‘ (Matth. 10,19). Je mehr sie versuchten mich zu provozieren, desto stärker war der Friede, den ich spürte.“

Ich erinnere mich an einen Pastor in der Sowjetunion, der mitansehen musste, wie sein Sohn vor seinen Augen durch den KGB zu Tode geschlagen wurde, weil er sich weigerte, zu verraten, wo sich seine Untergrund Druckerpresse befand. Es war mehr, als ein Vater ertragen konnte. Er sah, wie das Schlagen brutaler wurde und hörte wie die Knochen seines Sohnes brachen. „Ich dachte, sie würden aufhören, aber sie machten immer weiter“, sagte er. „Ich fühlte die Schläge, wie wenn ich selbst sie abbekommen würde, und als ich endlich merkte, dass sie beabsichtigten ihn zu Tode zu prügeln, wollte ich gerade ausrufen und sagen: ‚Stoppt, verschont meinen Sohn, ich werde euch alles erzählen.'“ Aber gerade noch bevor er seien Mund öffnen konnte, rief sein Sohn, „Erzähle ihnen nichts, Vater. Ich kann sehen wie Jesus kommt, und er ist wunderschön.“

Jahre später sagte der Vater: „Ich erinnere mich an die Überraschung über das was ich fühlte, als mein Sohn starb. Ich war so dankbar, zu wissen, dass mein Sohn in Jesu Schoß war. Nein, es war noch gewaltiger. Ich war neidisch. Ich kann es immer noch nicht verstehen. Es war nur, dass Jesus so nahe war, sogar die schlimmste Tragödie der Welt konnte ich als Segen empfinden.“

Wenn der Tod seine eisige Hand ausstreckt, auch in ganz alltäglichen Dingen, wenn das Flugzeug durch ein Luftloch fliegt, oder die Ergebnisse einer Krebsuntersuchung ausstehen – erinnere ich mich an die Erfahrungen meiner verfolgten Freunde und ich fühle mich gestärkt und denke: „Wenn sie darin stecken würden, wo ich nun drin stecke, und sie bezeugen, dass Jesus wunderbar ist und dass er unerklärlichen Frieden gibt, nun, dann ist es keine Tragödie diesen schrecklichen Weg zu gehen.“ Ihre Erfahrungen im Angesicht des Todes helfen mir, die Schrecken des Todes wegzunehmen.

Natürlich weiß ich dies alles aus der Bibel. Paulus sagt, mit Christus zu sein, ist „viel besser“. Und ebenso habe ich den wunderbaren Abschnitt in Apg. 7 gelesen, wo das Angesicht des Stephanus wie das eines Engels aussieht, als er zu Tode gesteinigt wird. Aber die Wahrheit wird mehr kraftvoll, wenn eine Person aus Fleisch und Blut, die dem Tod ins Angesicht sah, seine Arme um dich legt und sagt: „Du wirst Frieden haben und Jesus wird inmitten all dem bei dir sein.“

Der Tod kann nicht so schlimm sein, wenn Jesus so groß ist!

Quelle: Open Doors // Bild: ©SXC/nawzdar