Begegnung mit Verfolgten: Die Schönheit des Geheimnisses

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Ich brauche die Begegnung mit den Verfolgten, ……weil sie mir helfen das Geheimnisvolle zu lieben.

Wie auch immer wir es betrachten, das Leben als Christ beinhaltet leben mit einem Mysterium, einem Geheimnis. Sehr oft ist der Wille Gottes unverständlich für uns. So sollte es auch sein, denn Gottes Wege sind höher als unsere Wege. Aber das macht es nicht leichter damit zu leben. Es ist nicht einfach mit einem Geheimnis zu leben.

Ich habe beobachtet, wie Christen überall in der Welt versuchen aus einem Geheimnis ein Problem zu machen. Doch dies ist der falsche Weg. Probleme sind Gegebenheiten „dort draußen“, die gelöst werden können. Wie ein Mensch den Mond erreichen kann ist ein Problem, aber kein Geheimnis. Ein Problem kann immer gelöst werden, vorausgesetzt wir geben ihm genug Zeit, Mittel und menschliche Klugheit.

Aber warum, zum Beispiel, es so viel Leid in der Welt gibt, ist ein Geheimnis, und kein Problem. Geheimnisse können nicht gelöst werden. Wir können uns nur mit ihnen arrangieren, so unvollkommen wie wir sind. Wir können versuchen, das Böse als Problem so betrachten, indem wir um Heilung und Befreiung beten, oder indem wir die Erziehung verbessern, oder indem wir moralisch stärkere Leiter wählen usw. Aber wir können versuchen wie wir wollen, das Böse wird nicht verschwinden. Wir werden das „Problem“ des Bösen nicht lösen. Es ist ein Geheimnis. Wir können versuchen, es so gut wir können zu verstehen, aber wir müssen damit leben.

In vielen Aspekten sind verfolgte Christen nicht anders als die Christen im Westen. Sie sind Christen, die mit Fehlern, Meinungsverschiedenheiten und Sünden behaftet sind. Und im Umgang mit dem Geheimnisvollen zeigen sie die gleichen unvernünftigen Kennzeichen.

Geheimnisse sollten uns still, demütig und vorsichtig machen. Wir sollten uns nicht beeilen zu erklären, was nicht erklärbar ist. Ich erinnere mich an einen Besuch in China, als ich einen bekannten Hauskirchenleiter traf. Wir unterhielten uns über Erweckung. Erweckung ist ein Geheimnis. Warum bringt Gott es zu einigen Ländern, und zu anderen nicht? Wir wissen es nicht. Dieser Leiter jedoch sagte, er wisse es. „O, da gibt es kein Mysterium um die Erweckung. Erweckung kommt durch Verfolgung. Du betest um Verfolgung und etwas später wirst du die Erweckung bekommen.“ Aber das ist nicht immer wahr, und man muss den verfolgten Christen gegenüber Zugeständnisse machen, denn obwohl sie die Geschichte ihrer eigenen Gemeinde kennen, sind sie oft nicht im Bild über die Kirche weltweit.

Es ist klar ersichtlich, viele Erweckungen hat Gott ohne Verfolgung geschenkt. Die großen Erweckungen des 18 Jh. in Amerika und Großbritannien, zum Beispiel, kamen größtenteils als das Ergebnis des Predigtdienstes von George Whitefield und John Wesley. Und es ist ebenso ersichtlich, dass es Orte gibt, wo die Verfolgung keine Erweckung gebracht hat. Man denke an Nordafrika und den Mittleren Osten, die viele unserer frühen Kirchenväter hervorgebracht haben. Jetzt finden wir hier die Ruinen ihrer Kirchen – und den Islam.

Geheimnisse sollten uns auch ehrlich machen. Wir müssen Gott gegenüber zugeben, dass wir es nicht wissen. Sehr oft erbitten wir uns Antworten mit denen wir nicht umgehen können.

Aber wenn ich die Erfahrungen der verfolgten Kirche anschaue, anstatt auf die Erklärungen zu sehen, sehe ich im Herzen des Geheimnisses ist nicht Frustration, sondern Freude und Gnade. Derselbe Kirchenleiter – so sicher er die Formel für Erweckung wusste – erzählte uns auch ein Erlebnis aus dem Gefängnis. „Ich hatte meine Kirche verloren, meine Freiheit und ich war dabei meine Gesundheit zu verlieren, da schrie ich zu Gott ‚Warum lässt du mich da durchgehen?'“ Er erhielt keine formale Antwort, sagte jedoch, „Ich spürte ein Licht in mir das die Dunkelheit wegwischte und ich erfuhr die Gegenwart Christi. Ich kann es nicht besser erklären, doch Gott weiß, dass ich es versucht habe. Es klingt nicht sehr korrekt. Aber es war das Geheimnis des Willens Gottes, das bewirkte, dass ich mich an der Brust Christi geborgen fühlte.

Von außen betrachten erscheinen Geheimnisse dunkel und wie schwarze Löcher, aber wenn wir ihnen nahe kommen machen wir eine wunderbare Entdeckung. In ihrem Inneren ist keine Dunkelheit, sondern Licht. Dieses Licht ist das Licht Christi. Paulus bezeichnet sich selbst als ein „Haushalter der Geheimnisse Gottes“ (1. Kor. 4,1). Dieses Geheimnis ist das Geheimnis der Liebe. Wer verliebt ist, weiß, dass er dieses Phänomen nicht erklären kann, aber er freut sich darüber. So ist es mit Christus. Fürchte nicht das Geheimnis. Von außen betrachtet ist es dunkel, aber im Inneren ist es voll von Licht.

Quelle: Open Doors