Ich brauche die Begegnung mit den Verfolgten, weil sie mir helfen meinen Glauben einfach zu halten.
Bei seinem ersten Besuch in den USA führte ich einen chinesischen Bibellehrer in eine christliche Buchhandlung. Aber ich war nicht gefasst auf seine Reaktion. Ich dachte, er würde überwältigt sein, wegen der großen Auswahl an Bibeln, Bibellesehilfen, Bücher und Multimedia-Material auf CDs.
Er war es, aber nicht in der Art und Weise wie ich es erwartet hatte. Mitten in der Buchhandlung stand er still, drehte sich zu mir um und sagte: „Hier muss es sehr schwierig sein, Christ zu sein.“
„Wie meinst du das?”, fragte ich.
„Denn wie könnt ihr euren Glauben einfach halten bei so vielen Angeboten?”
Wir schauten uns weiter im Laden um, während er mir erklärte, wie er es meinte. Er nahm 5 Bücher vom Regal. Sie hatten alle ähnliche Titel wie, „Das Geheimnis eines glücklichen Lebens als Christ.“ Er blätterte in ihnen und sagte: „Jedes Buch scheint etwas darüber zu sagen, wie man in Jesus ein glückliches Leben führen kann. Aber diese Geheimnisse sind alle verschieden. Sie erzählen alle von einem Geheimnis, aber jedes hat ein anderes Geheimnis? Das ist sehr verwirrend.“
„Na ja, das gehört zum Marketing“ erklärte ich und fühlte mich dabei etwas in der Defensive.
Aber er fuhr fort: “Heißt das, dass ich alle 5 Bücher kaufen muss, um Christus wirklich kennen zu lernen? Das beunruhigt mich. Was für andere Geheimnisse mögen da noch sein, von denen ich nichts weiß? Dann muss ich also mehr Bücher kaufen. Und bald werde ich mehr Bücher besitzen als ich lesen kann und ich werde nicht glücklich sein, sondern mich schuldig fühlen, darüber, dass ich Geld ausgegeben habe für diese Bücher, für die ich keine Zeit habe sie zu lesen.
Er legte die Bücher wieder in das Regal und sagte ruhig: „In China betete ich, dass Gott mir Bücher bringen würde. Er tat es, jedoch nur in einer Menge von 4 Büchern pro Jahr. So las ich diese Bücher sehr gründlich durch. Ich kopierte mir Abschnitte daraus. Ich machte eine Zusammenfassung für die Lehrer. Ich lernte Teile davon auswendig. Diese Bücher prägten mich. Was ich damit sagen will ist, wenn man zu viele Bücher hat, ist es schwierig eines davon gründlich zu lesen. Ich sage nicht, dass es unmöglich ist, aber es ist sehr schwierig. Und diese Auswahl macht den Glauben komplizierter als er ist.
Das ist wahr, aber schwierig zu sehen, wenn wir fortwährend mit dem Neuesten und Besten konfrontiert sind, auch in unserer christlichen Kultur. Verfolgung reduziert das Leben zum Wesentlichen und zwingt uns, den Glauben in seiner Einfachheit zu leben. Mein Freund kehrte nach China zurück und praktizierte weiterhin die einfachen Gewohnheiten, die ihm geistliches Leben gegeben hatten. Wie er es ausdrückte: „Stelle jeden Tag sicher, dass du betest, anderen gegenüber Zeugnis gibst und vor allem, dass du Gott lobst.“
Er lehrte mich eine tägliche Gewohnheit, die er im Gefängnis gelernt hatte. Jeden Morgen wenn du aufwachst, stehe nicht sofort auf, sondern bleibe noch 10 weitere Minuten im Bett und danke Gott für alles was dir in den Sinn kommt. Es mag die Tapete deines Zimmers sein, es mögen deine Freunde sein, oder einfach für das Leben. Irgendetwas. Wenn du damit fortfährst, wirst du entdecken, dass die Welt mit der Gnade Gottes gefüllt ist – mit Gottes Gnade. Mit dieser Haltung bist du bereit den Tag mit Gott zu leben, denn du bist überwältigt von Gottes Großzügigkeit, gegenüber dir und gegenüber allen Menschen.
Es ist so einfach, aber ist da nicht etwas in uns, das bewirkt, dass wir mit den einfachsten Dingen nicht Schritt halten können? Vielleicht ist das der Grund warum wir unser Leben mit einer endlosen Auswahl von Routinen und Gewohnheiten vollpacken. Alles, nur nicht in Ausdauer tun, was so einfach ist.
Ein vietnamesischer Evangelist sagte einmal: „Das Christentum ist die einzige Religion die nicht daran denkt, jemanden zu graduieren – wir bleiben sozusagen die ganze Zeit in der ersten Klasse, sind Jesus gegenüber dankbar, tun Buße für unsere Sünden und erwarten sein Kommen. Wenn du im Glauben graduierst, wirst du die Grundlagen hinter dir lassen.“
Quelle: Open Doors