Begegnung mit den Verfolgten: Kampf für Religionsfreiheit

Religionsfreiheit

Ich brauche die Begegnung mit den Verfolgten, … weil sie mir zeigen, dass der Kampf um Religionsfreiheit nie vollständig gewonnen ist, auch nicht in meinem eigenen Land.

Als mein Flugzeug, nach einem Flug in den Mittleren Osten, den Boden berührte, entrann mir ein Seufzer der Erleichterung. Ich war zurück und ich musste mein Gepäck nicht mehr beobachten, musste nicht mehr vorsichtig sein, mit dem was ich sagte oder wohin ich ging. Ich war zurückgekehrt in ein Land in dem Religionsfreiheit herrschte. Ich betete: „Danke Herr für die Männer und Frauen, die dafür kämpften, um mir diese Freiheit zu bringen. Danke Gott, für das was sie bewirkt haben.“ Dann geschahen nacheinander drei Dinge, die mich ins Nachdenken brachten.

Es war auf einer Kunstausstellung als ich ein Bild betrachtete, das den Titel hatte: „Ein Mann, der vom Pferd fällt“. Ich suchte den Künstler auf und sagte zu ihm: „War dies der Apostel Paulus auf der Straße nach Damaskus, den Sie hier abbilden?“ Ich dachte, er würde sich freuen, dass ich herausgefunden hatte was das Bild darstellen sollte. Aber er sah plötzlich schreckerfüllt aus, sah sich um und sagte: „Um Himmels Willen seien Sie still. Wollen Sie, dass ich als ein religiöser Künstler betitelt werde? Wenn das geschieht, werde ich kein einziges Bild mehr verkaufen.“

Ein anderes Mal unterhielt ich mich mit einem Priester, der einer der großen Kirchen in meiner Stadt vorstand. Seine Kirche hatte erst kürzlich vom Staat eine größere Summe Geld für die Renovierung des Versammlungssaals der Kirche bekommen. Er sagte: „Wissen Sie, wir mussten eine Vereinbarung unterzeichnen, dass die Kirche für alle Religionen offen sein würde und dass wir nicht versuchen würden, jemanden zu bekehren. Aber es war uns eine Freude dies zu tun. Wir möchten einfach eine kommunale Anlaufstelle sein.“

Und dann, in der gleichen Woche, sah ich ein Interview mit dem britischen Premierminister Tony Blair. Am Ende eines Interviews über die Politik bezüglich des Irakkrieges, das eher einem Verhör glich, ließ der Interviewer, David Frost, die Frage einfließen: „Beten Sie gemeinsam mit Präsident Bush?“ Blair, von dem gesagt wird, dass er ein überzeugter Christ ist, blinzelte mit den Augen und sagte, „Was meinen Sie mit beten?“ Frost erwiderte: „Wissen Sie, zu Gott beten, wie es die Christen tun“. Es war offensichtlich, dass er die Wählerstimmen überschlug, die er verlieren würde, wenn er zugab, dass er betete, und so sagte Blair nur: „Herr Bush arbeitet für den Frieden auf seine Weise, und ich tue es auf meine Weise.“

Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich für die Religionsfreiheit in meinem eigenen Land kämpfen musste. Ich hatte gedacht, weil bestimmte Gesetze der Toleranz in Kraft waren, wäre ich sicher. Aber nein, für den Künstler und den Premierminister war es klar, sich öffentlich zum christlichen Glauben zu bekennen, würde beruflichen Selbstmord bedeuten. Wie kam es, dass die Gesellschaft in der ich lebe, plötzlich so sehr mit Vorurteilen beladen ist? Und ich denke an den Priester, der so unüberlegt sein Recht zu evangelisieren aufgab, ohne die Langzeitfolgen zu bedenken. Wer hat ihn darum gebeten, auf Evangelisation zu verzichten? Und wie kam es, dass er so achtlos auf die Freiheit verzichtete?

Es war eine verfolgte Christin aus dem Mittleren Osten, der mir dabei half zu sehen, dass die Religionsfreiheit immer beschützt werden muss, wo immer man ist.

„Die Freiheit ist zerbrechlich“, sagte sie. Bei der Religionsfreiheit geht es nicht darum, die richtigen Gesetze zu haben, die den Glauben beschützen – das ist ein Märchen, das von den Menschenrechtlern in die Welt gesetzt wurde. Nein, Religionsfreiheit wird nicht durch Gesetze beschützt, sondern durch ein Klima von Respekt und Offenheit, das sicherstellt, dass die Gesetze auch richtig angewendet werden. Ein Gesetz der Toleranz, zum Beispiel, kann für und gegen Christen benützt werden. Christen müssen immer darum kämpfen, dass das Klima tolerant ist.

Sie sagte: “Für mich macht es keinen Unterschied, in welchem Land du lebst, denn auch du lebst in einer Kultur, die Christus hasst. Es ist dein Kampf und jeder Christ auf dieser Erde hat den gleichen Kampf zu kämpfen, ob du zu einer so genannten christlichen Gesellschaft gehörst oder nicht.“

Sie hatte recht. Wie ein Dieb hat ein Klima von Vorurteilen gegenüber Christen in den westlichen Kulturen Einzug gehalten, auch in denen, die als offensichtlich christliche Kultur gelten. Wir befinden uns in einem Kampf in unserem eigenen Hinterhof. Danke, verfolgte Kirche, dass du mich auf aufweckst, und ich diesen Kampf erkenne.

Quelle: Open Doors // Bild: alf loidl, pixelio